Helmut Friedl (45 Jahre) aus Mitterdorf an der Raab / Bezirk Weiz betreibt seit über 7 Jahren das 24 Stunden Fasten. Das heißt: an einem Tag isst er ganz normal, am nächsten Tag isst er überhaupt nichts. In diesem Interview gibt er Einblicke in seine Ernährungsweise.
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Interview mit Helmut Friedl über das 24 Stunden Fasten
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She-does: Warum hast du mit dem 24 Stunden Fasten begonnen?
Helmut: Fasten hat mich schon immer interessiert, aber für mich war das früher immer etwas, bei dem sich Menschen für eine gewisse Zeit lang zurückziehen und ich habe für mich gewusst, dass ich das mit meiner Arbeit nicht vereinbaren kann und mir die Zeit abgehen würde. Ich war auf der Suche nach etwas, dass ich in meinen Alltag einbauen und regelmäßig machen kann.
Dann habe ich über das alternierende Fasten gelesen und dachte mir, einen Tag nichts zu essen könnte ich versuchen. Das habe ich dann auch gleich am nächsten Tag umgesetzt. Am Abend bin ich dann auch früher schlafen gegangen, um mich vom Abendessen abzuhalten. Das war anfangs schon eine Umstellung.
Am nächsten Tag habe ich festgestellt, dass ich das Frühstück viel bewusster esse und das ist auch nach wie vor so.
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Ich habe mittlerweile auch gemerkt, dass sich mein Geschmackssinn umgestellt hat und sensibler geworden ist. Mir schmecken keine extrem fetten, süßen oder salzigen Sachen. Und Dinge, die mir früher nicht geschmeckt haben – wie gedünstetes Gemüse oder Reis ohne Gewürze – esse ich heute sehr gerne.
Zum Hintergrund muss ich sagen, dass ich als Jugendlicher übergewichtig war, immer wieder Diäten ausprobiert habe und auch immer wieder mit dem Jojo-Effekt gekämpft habe. Bis zu meinem 38. Lebensjahr ist es immer so auf und ab gegangen. Mit dem 24.Stunden-Fasten konnte ich das komplett eliminieren: Das Essen und was ich esse ist heute für mich kein Thema mehr. Ich habe mein Leben dadurch für mich extrem vereinfacht, wenn ich an einem Tag etwas deftiges oder Süßes essen möchte, dann mache ich das, weil ich weiß, dass ich am nächsten Tag ohnehin nichts esse. Aber nicht, weil ich auf „Vorrat“ esse, sondern weil ich mit dieser Ernährungsweise seither keine Gewichtsprobleme mehr habe.
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She-does: Hast du spezielle Regeln, nach denen du dich an Esstagen ernährst?
Helmut: Ich habe keinen speziellen Plan, aber mein Anspruch ist, möglichst vitaminreich zu essen.
In der Früh nehme ich mir wirklich Zeit zu frühstücken und das ziehe ich auch so durch. Das heißt, auch wenn ich eine Dienstreise antrete und ich dadurch früher aus dem Haus muss, falle ich nicht um das Frühstück um, sondern ich stelle mir den Wecker einfach eine halbe Stunde früher. Das hat für mich absolute Priorität und das zelebriere ich auch richtig.
Eingebürgert hat sich zum Beispiel über den Winter ein Butterbrot mit Karotten und hin und wieder Paprika. Kaum Fleisch und Wurst, sondern viel Gemüse, ein bisschen Käse und ganz selten im Winter, wenn mir einmal kalt werden sollte, mache ich mir auch ein warmes Müsli mit Haferflocken, Rosinen und einer Banane.
[su_quote cite=“Helmut Friedl“]Ich esse viel Mischkost und viel Selbstgekochtes. Wenn es mich allerdings nach einem Eis mit Schlagobers oder nach etwas Deftigem lüstet, dann gebe ich das meinem Körper. Auf diese Weise halte ich seit 7 Jahren mein Gewicht.[/su_quote]
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Zu Mittag esse ich während der Arbeitswoche meistens ein Weckerl, einen Apfel oder eine Banane – aber nicht warm, weil ich das stark gewürzte Kantinenessen nicht vertrage.
Am Abend gibt es dann eine warme Mahlzeit mit normaler Mischkost. Unsere beiden Jungs essen gerne Fleisch, meine Frau und ich auch ab und zu, wobei wir Gemüse, Nudeln und Reis bevorzugen. Später am Abend gehe ich eventuell um 20 Uhr noch einmal kurz jausnen. Aber ich habe keinen speziellen Plan, an Esstagen esse ich, nach was mir gerade ist.
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She-does: Was machst du an Nicht-Esstagen?
Helmut: Bevor ich meine aktuelle Arbeitsstelle angetreten bin war ich 3 Monate zu Hause und nahm meiner Frau etwas Arbeit ab, indem ich für die Kinder gekocht habe. Und das genauso an Nichtesstagen. Was ich nicht gemacht habe, war das Essen abzuschnecken, sondern ich habe nach Gefühl gewürzt. Auch das mit dem Essen in Berührung zu kommen oder zu sehen, wie andere Essen, ist an Nichtesstagen absolut kein Problem für mich.
Am Wochenende setze ich mich genau so an den Mittagstisch und trinke einen Kaffee. Das zelebriere ich dann aber richtig: Da gebe ich etwas Milch hinein und Milchschaum darüber und brauche für mein Häferl Kaffee oft länger, als die Kinder und meine Frau mit dem kompletten Menü. Ich habe mir einfach angewöhnt, die Nahrung intensiv zu schmecken, mir Zeit zu lassen, langsam zu nippen und den Kaffee einfach zu genießen. Die Milch ist zwar ein Lebensmittel, aber das gönne ich mir einfach, das bin ich gewöhnt.
Für mein Umfeld ist es oft komisch wenn ich z.B. bei Feiern nichts esse, aber ich darf da keine Ausnahme machen. Denn wenn ich einmal eine Ausnahme mache, gäbe es immer Anlässe für Ausnahmen und ich würde aus meinem Rhythmus rauszukommen. Und dann kennt sich mein Körper nicht mehr aus.
Anfangs wollten Freunde und Verwandte die Feierlichkeiten nach meinem Essens-Rhythmus terminisieren. Sie haben meine Frau oder meine Mutter angerufen und gefragt, ob ich an diesem oder jenem Tag esse oder nicht.
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[su_column size=“1/2″][su_photo_panel shadow=“0px 1px 2px #eeeeee“ photo=“https://www.she-does.at/wp/wp-content/uploads/2017/03/coffee-1958225_640.jpg“]Wenn meine Familie am Tisch isst, setze ich mich dazu und genieße meinen Kaffee in vollen Zügen.[/su_photo_panel]
Mir war das unangenehm und ich sage immer, sie sollen sich nichts antun und einfach einen Termin festlegen. Wenn ich zufällig an dem Tag esse ist es toll und wenn nicht ist es genauso toll. Für mich macht das keinen Unterschied. Aber so ganz egal ist es meinem Umfeld dennoch noch nicht. Meine Mutter führt sogar einen eigenen Kalender, in dem jeder zweite Tag markiert ist. :-D Und ich bin mir nicht sicher, ob meine Freunde und Verwandten sie nicht auch weiterhin anrufen, um Termine mit meinem Essensrhythmus abzuklären. :-D
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She-does: Hast du Tipps für all jene, die mit dem 24 Stunden Fasten beginnen möchten?
Helmut: Im Sommer zu starten hat sich für mich bewährt, weil man aktiver ist. Man ist viel in der Natur und kann sich dadurch besser ablenken. Die ersten paar Wochen hatte ich immer wieder ein Schwindelgefühl – auf das sollte man gefasst sein. Aber generell dürfte ein Tag ohne Nahrung kein Problem sein. Was ich jedem empfehlen würde ist, die Nachruhe als Trennung zwischen Esstag und Nicht-Esstag zu wählen. Hätte man zum Beispiel die Einteilung von Mittag bis Mittag, wäre jeder Tag durch Phasen von Essen und nicht Essen geprägt. Dadurch würde man sich meines Erachtens zu sehr einschränken.
Dass man am Anfang nicht über weite Strecken Laufen oder Radfahren kann ist klar.
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Der Körper fährt den Energiehaushalt herunter. Auch am folgenden Esstag fühlt man sich matt, weil der Körper eine weitere Hungerphase befürchtet. Erst wenn man den Rhythmus beibehält gewöhnt sich der Körper daran und weiß, dass am nächsten Tag Nahrung kommt. Dann passt auch der Energiehaushalt wieder. Das kann 2-3 Wochen, aber auch länger dauern. Danach kann man auch an Nichtesstagen sportliche Leistungen erbringen. Heute ist es mir sogar lieber, mit leerem Magen ins Fitnessstudio zu gehen. So habe ich kein Essen im Bauch, das mich stört. Der Körper lernt schnell und greift auf seine Reserven zurück und nicht darauf, was er gerade zugeführt bekommen hat. Aber natürlich muss man auch konsequent sein.
Gerade in den ersten Wochen geht man am Abend stolz ins Bett und denkt sich „Super, wieder einen Tag geschafft“. Das ist ein tolles Gefühl. Heute ist das Normalität.
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Lieber Helmut! Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Ich wünsche dir und deiner Familie weiterhin alles Gute!
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[su_column size=“1/1″]Zusätzliche Information: Zahlreiche Studien belegen, dass sich das Fasten sehr gut auf die menschlichen Zellen auswirkt. Besonders bei Krebspatienten wurde festgestellt, dass durch den Nahrungsentzug die gesunden Zellen gestärkt und die Krebszellen geschwächt werden.
Dennoch ist gerade in den ersten Wochen das 24 Stunden Fasten für den Körper eine Ausnahme- und Stresssituation. Daher sollte nur damit begonnen werden, wenn man sich seelisch wie auch körperlich dazu in der Lage fühlt. So sollte man weder krank, noch schwanger sein oder stillen. Auch bei schweren Herzproblemen oder im Alter unter 20 und über 65 Jahren ist Vorsicht geboten. Im Zweifelsfall sollte immer vorab mit dem Arzt besprochen werden, ob und wie man am besten mit dem Fasten beginnt.[/su_column]
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Fotoquelle: Pixabay
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