Wer im Sommer und Herbst aus dem eigenen Garten ernten möchte, sollte bereits ab Februar mit der Anzucht beginnen. Wer Chili und Tomaten anpflanzt, profitiert von einer Vielzahl verschiedener Sorten.
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Chili im Haus ziehen
Chilis erfreuen sich bereits seit längerem großer Beliebtheit. Je nach Sorte benötigen Chili 60 bis 90 Tage bis sie reif sind, manche karibische Sorten sogar über 120 Tage. Die Anzucht mittels Samen sollte daher bereits im Februar bzw. spätestens März passieren und da es bei uns zu dieser Zeit in der freien Natur noch zu kalt dafür ist, passiert diese Anzucht im Haus.
Chilis mögen es warm, da dürfen es gerne Temperaturen von 22°c und mehr sein. Ein helles Plätzchen an einer Fensterbank mit einem Heizkörper darunter ist dafür ideal.
Nicht nur die Zeit für die Reife ist bei der Wahl der Chili-Sorten entscheidend sondern auch, was man damit machen möchte. Manche Sorten eigenen sich besser für die frische Verwendung während andere besser zum Trocknen, Einlegen oder Einfrieren sind – darauf unbedingt beim beim Kauf achten.
Hat man sich für eine Sorte entschieden geht es mit dem Keimtest los. Dieser bedeutet zwar einen Mehraufwand, er lohnt sich aber, da dadurch die Anzucht wegfällt, sollten Samen nicht keimen. Dazu werden die Samen in einem etwa 2 cm Abstand auf einem feuchten Haushaltspapier platziert, spannt eine Klarsichtfolie darüber und sticht diese mit einer Nadel mehrmals ein. Dieses Mini-Gewächshaus platziert man an einen warmen, hellen Standort. Nach etwa ein bis zwei Wochen sollten die Testsamen Keime bilden. Naturbedingt werden nicht alle Samen keimen, aber tun dies in etwa 75%, dann sind bei der Anzucht gute Werte zu erwarten. Keimen weniger als die Hälfte, sollte man sich um ein neues Saatgut kümmern.
Anzucht im Zimmergewächshaus
Um die Temperatur bei der Anzucht gleichmäßig warm zu halten, eignet sich ein so genanntes Zimmergewächshaus: Das ist eine Plastikschale mit einem transparenten, lüftbaren Aufsatz. Zur Aufzucht können Anzuchttöpfe verwendet werden. Diese gibt es in Naturmaterialien, die sich auflösen, sobald man sie gemeinsam mit der herangewachsenen Pflanze nach draußen setzt. Gefüllt werden diese mit humusreicher, lockerer Anzuchterde. Diese sollte idealerweise vorab sterilisiert werden, um Unkrautsaat, Schadinsekten und Schimmelsporen abzutöten. Dazu gibt man die Erde in ein feuerfestes Gefäß und erwärmt es im Backofen für 30 Minuten bei 100°C.
Bei der Keimung wird kein Licht benötigt, weshalb eine 3-5 mm dünne Erdschicht über die Saat gegeben werden sollte. Erst wenn die Keimlinge aus der Erde schauen benötigen sie Licht, daher ist eine Fensterbank an einem Südfenster ideal. Nach 2 Wochen gehen die ersten Samen auf und sobald mindestens zwei Blattpaare vorhanden sind, werden die Pflanzen einzeln in kleine Töpfe umgesetzt – was wiederum 2 bis 4 Wochen dauert. Hat es deutlich über 5°C Aussentemperatur, können die Pflänzchen zum Abhärten windgeschützt in die Vormittagssonne gestellt werden: So werden sie an das rauere Außenklima und die UV-Strahlung gewöhnt.
Nach weiteren 4 Wochen können die Chili-Pflanzen in ihren endgültigen Topf umgepflanzt werden bzw. ins Freiland. Wichtig ist, dass die Temperatur nachts nie unter 5°C fällt.
Da die Keimlinge und Pflanzen der unterschiedlichen Chili-Sorten sehr ähnlich aussehen, sollten sie während aller Stadien der Anzucht mit einem Steckschild beschriftet werden.
Standort und Pflege
Chilis sind noch temperaturempfindlicher als Tomaten, Temperaturen unter 6°C sind für die Chili-Pflanzen tödlich, eine konstant warme Umgebung mit rund 26°C wäre ideal. Gerade in unserem Klima können wir der Pflanze diese idealen Bedingungen nicht bieten, aber man kann ihr so gut es geht entgegenkommen, damit die Ernte dennoch ertragreich wird. An einem windgeschützten Platz im Garten oder auf dem Balkon in Südlage hat man schon viel dazu beigetragen.
Sind die Nächte noch recht kalt, kann man Pflanzen mit Vlies einhüllen. Vorsicht ist auch im Mai geboten, wenn die Eisheiligen gerne ihr Unwesen treiben und ausgepflanzte Pflanzen gerne mit Minusgraden erschrecken : Daher zwischen dem 11. und 15. Mai unbedingt die Wettervorhersagen verfolgen. Viele Hobbygärtner gehen auf Nummer sicher, warten die Eisheiligen ab und setzen ihre Pflanzen erst danach ins Freie.
Die Chili-Pflanzen sind regenreiches Klima gewohnt, dennoch sollten „nasse Füße“ vermieden werden, da die Wurzeln sonst faulen. Ein- bis zweimal pro Woche zu gießen reicht daher völlig. Im Hochsommer sollte man allerdings regelmäßig die Feuchtigkeit der Erde überprüfen und öfters gießen.
Interessant ist, dass die Chilis ihre Schärfe – den so genannten Capsaicin-Gehalt – erhöhen, wenn sie unter Stress stehen. Daher sollte man es ihnen nicht zu gemütlich machen: Sie dürfen getrost öfters die Blätter hängenlassen, bevor sie gegossen werden. Knochentrockene Erde sollte trotzdem vermieden werden, da die Chilis das nicht lange überleben würden.
Ideal beim Gießen ist Regenwasser, da es salzarm ist. Wichtig ist es auch, immer nur die Erde zu gießen und nicht die Pflanze selbst, da sonst die Früchte faulen können.
Tomaten selber ziehen
Auch Tomaten lassen sich einfach aus Samen ziehen. Der Vorteil ist – wie bei den Chilis – dass man dadurch eine besonders große Auswahl an verschiedenen Sorten hat. Sie unterscheiden sich nicht nur in Form, Größe und Farbe, sondern variieren auch im Geschmack. Die verschiedenen Sorten in einen sommerlichen Tomaten-Salat zusammengewürfelt ist ein optisches und kulinarisches Highlight.
Für den Anbau ist auch hier Mitte Februar bis Anfang April ideal, bei der Vorgehensweise kann man sich an jene der Chilis halten. Auch hier sollte die Keimtemperatur mindestens 20°C betragen und der Standort möglichst hell sein. Wichtig: Kontrollieren sie die Feuchtigkeit und lassen sie die Erde nie austrocknen, denn trocknet der Samen während der Keimung aus, stirbt die Pflanze. Nach etwa 10 Tagen erscheinen die ersten Pflanzen und nachdem sie einige Blätter gebildet haben sowie schöne Wurzeln, können sie mit Pflanz- oder Gemüseerde in größere Töpfe umgepflanzt werden. Dabei sollten die Pflanzen etwas tiefer gesetzt werden, damit sie oberflächennahe Wurzeln bilden. Dadurch nehmen sie mehr Wasser und Nährstoffe auf und wachsen besser. Generell hat die Austrocknung nach der Keimung nicht mehr so gravierende Folgen, dennoch sollte regelmäßig und behutsam gegossen werden.
Das Abhärten sollte ab April erfolgen, wenn die Temperaturen bereits angenehm sind. Zu Beginn nicht direkt in die Sonne stellen, damit sie nicht verbrennen. Am besten mit einer Stütze versehen, damit sie vom Wind nicht umknicken und in den noch kühlen Nächten nicht draußen stehen lassen. Gegossen werden sie am besten morgens.
Fotos (c) pixabay
Artikel erschienen in der Wechsellandzeitung.
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